Wer kennt als Eltern nicht die Diskussionen um Medienzeiten, erlaubte und unerlaubte Spiele, das Drängen nach dem eigenen Handy und nach dem eigenen PC im Kinderzimmer. Wie können wir Heranwachsende  im Umgang mit Medien begleiten und gute Grenzen setzen?

Die Faszination, die von Bildschirmmedien auf unsere Kinder ausgeht, ist riesengroß. Besonders Jungen können in den virtuellen Welten hochkomplexer PC-Spiele regelrecht versinken. Dort können sie Abenteuer erleben, Macht ausüben und als echte Helden Missionen erfüllen, die ihr Selbstbewusstsein enorm stärken. Wer sich unkontrolliert dieser Faszination aussetzen darf, kann in einen Teufelskreis geraten: Die virtuellen Erfolge im Spiel werden immer bedeutsamer. Das reale Leben wird als langweilig und erfolglos erlebt, was den Aufenthalt im Spiel wiederum noch attraktiver macht. Eine regelrechte Abhängigkeit kann so ihren Lauf nehmen.

Auch soziale Netzwerke verführen unsere heranwachsenden Kinder dazu, ständig on sein zu müssen, um ja nichts zu verpassen. Durch den mobilen Internetzugang via Smartphone verstärkt sich der soziale Druck der jederzeitigen Erreichbarkeit noch einmal mehr.

Im Übrigen ermöglicht ein unkontrollierter Internetzugang unseren Kindern mit wenigen Klicks den Besuch unzähliger Pornoseiten. Von ihren Inhalten machen wir uns als Eltern in aller Regel keinerlei Vorstellung. Sexuelle Bilder und Phantasien gekoppelt mit Selbstbefriedigung ermöglichen starke Gefühle und die Illusion von sexueller Erfüllung. Regelmäßiger Pornokonsum in jungen Jahren reduziert erwiesenermaßen die Hemmschwelle, selbst Täter von sexueller Gewalt zu werden. Ein Zusammenhang, der bislang in der Öffentlichkeit kaum thematisiert wird.

Wir kommen als Eltern um klare Grenzsetzungen nicht herum. Für Gameboy, Smartphone und Co braucht es von Beginn an klar definierte Nutzungszeiten. Warum? Das Maß der Mediennutzung muss zur Reife der Kinder passen, damit sie physisch und emotional gesund heranwachsen können.

Onlineaktivitäten bieten eine meist unmittelbare Belohnungserfahrung. Das arbeitet einem zentralen Erziehungsziel für unsere Kinder komplett entgegen. Es geht um die Fähigkeit, eine positive Spannung im Hinblick auf ein weiter entferntes Ziel hin zu halten, d. h. auf etwas hinarbeiten zu können. Das Bild von Pfeil und Bogen macht diesen Zusammenhang deutlich: Ein Pfeil wird auf die Sehne gelegt und auf ein weit entferntes Ziel hin ausgerichtet. Durch die Kraft der aufgebauten und gehaltenen Spannung kann der Pfeil dann über präzise das anvisierte Ziel treffen. Wer nicht willens und in der Lage ist, diese Spannung auszuhalten, dessen Pfeil wird nur ein paar Meter weit trudeln. Täglich erleben wir in der Beratung mit Jugendlichen diesen Zusammenhang im Blick auf die Wechselwirkungen zwischen exzessivem Medienkonsum und abgebrochenen Projekten in ihrem Leben.

Die echten Erfolge und Abenteuer, die über den Tag hinaus Bedeutung haben und ihnen Selbstvertrauen geben, sind ohne Einsatz nicht zu haben. Diese Fähigkeit der inneren Spannkraft gilt es in unseren Kindern zu stärken, zu trainieren. Als Voraussetzung dafür ist eine klare Begrenzung der Spielzeiten am PC unabdingbar. Die Empfehlungen zum täglichen Bildschirmmedienkonsum der BZGa halten wir für sinnvoll:

0 – 3 Jahre: möglichst keinerlei Konsum
3 – 6 Jahre: max. 30 min
6 –10 Jahre: max. 45 min.

Auch bei älteren Kindern plädieren wir dafür, die Zeiten weiterhin möglichst gering zu halten, um dem Medienkonsum keine Chance zu geben, andere altersgemäße Aktivitäten aus dem Feld zu schlagen. Im Teenageralter und mit zunehmender schulischer Nutzung des PCs gilt es, Regeln neu zu formulieren und mehr und mehr Eigenverantwortung zu übergeben. In vielen Familien hat es sich bewährt, dass der von den Kindern benutzte PC im öffentlichen Raum der Wohnung steht und nicht im Kinderzimmer. Dies erschwert eine unkontrollierte Nutzung und hilft, den Konsum destruktiver Inhalte zu vermeiden. Wir haben als Eltern eine Verantwortung dafür, welche Bilder in die Herzen unserer Kinder gelangen, niemand sonst wird darauf achten.

Wenn wir immer wieder Zeit und Kraft in eine vertrauensvolle Beziehung mit unseren Kindern investieren, ihnen Vorbild sind und unsere Haltung mit den damit verbundenen Grenzsetzungen versuchen nachvollziehbar zu erklären, helfen wir ihnen auf dem Weg zu einer reifen und selbstbestimmten Mediennutzung.