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Inhalt

Fit for Love Praxisbuch zur Prävention von Internet Pornografie Konsum II Grundlagen und Denkvoraussetzungen 4 Spannungsbogen zwischen komplementären Bedürfnissen Wie alle Bereiche des Lebens befindet sich auch Sexualität in einem Spannungsbogen zwischen komplementären Bedürfnissen bzw Motivationen wie Bindung Autonomie dem Bedürfnis nach Vertrautem wie auch nach Neuem Exploration Spaß Verantwor tung Selbstliebe Liebe zum anderen Aktivität Passivität etc siehe Baustein 15 Pfeil und Bogen Sexualität ist neben dem biologischen Korrelat der Bindung Oxytocin und Vasopres sin auch mit dem biologischen Korrelat sexueller Anziehung und Exploration Dopamin Adrenalin u a verknüpft Letztere spielen insbesondere für die Partnerwahl Verlieben und in den ersten zwei Jahren einer Partnerschaft eine große Rolle Wendt S 42 Sie verstärken jedoch auch in langjährigen Beziehungen die Paarbindung Krüger 2009 wenn eine erfüllte Sexualität gelebt wird Paarsexualität ist zudem in der Lage neuro nale Strukturen zu bilden die eine stabile Paarbindung begünstigen In einer Partnerschaft gilt es das Gleichgewicht zwischen Bindung und Exploration Spaß und Verantwortung etc immer wieder auszutarieren und zu gestalten Es wird gestört wenn die Spannung zu einem Pol hin aufgelöst wird Pornografiekonsum Affä ren One Night Stands und andere Formen egozentrisch gelebter Sexualität stören die ses sensible Gleichgewicht massiv Wie die Bindungsforschung zeigt gelingt es sicher gebundenen Menschen am besten diesen Spannungsbogen zwischen Nähe und Distanz Bindung und Autonomie etc positiv zu gestalten während vermeidende oder ängstlich gebundene Personen dazu neigen die Spannung zum einen oder anderen Pol hin aufzu lösen Vermeidung von Nähe oder abhängig klammerndes Verhalten Zu den zentralen Herausforderungen in der Adoleszenz gehört es Spannungen aus halten zu lernen In der Adoleszenz ist dieses o g Gleichgewicht deshalb noch erheblich störanfällig Denn erst wenn eine Person eine ausreichend stabile Identität entwickelt hat kann sie aus einer gewissen Autonomie heraus sich ganz auf jemanden einlas sen also wirkliche Intimität erleben Erst wer seine eigenen Grenzen entwickelt hat und kennt kann in der Intimität eigene Grenzen überschreiten ohne sich entweder im anderen zu verlieren oder aus Angst vor Selbstverlust wirkliche Intimität zu vermeiden Gesellschaftliche Normen und mediale Einflüsse haben einen erheblichen Einfluss darauf ob Heranwachsende in dieser Herausforderung gestärkt oder geschwächt wer den In einer übersexualisierten Gesellschaft die Instantbefriedigung und Spaß ohne Verantwortung verspricht und belohnt und die durch den freien Zugang zu Pornografie Sexualität als jederzeit verfügbare Ware anbietet wird die Entwicklung dieses Gleichge wichts massiv gestört 5 Toleranz Toleranz lat ertragen aushalten bedeutet im Bereich der Technik Welches Maß an Abweichung von einem optimalen Funktionsbereich toleriert ein System gerade noch um funktionieren zu können Übertragen auf den Bereich der Sexualität bedeutet das Wieviel bindungslose Sexualität erträgt ein kleines System Partnerschaft Familie und ein großes System eine Gesellschaft gerade noch um als Gemeinwesen mit gegenseitiger Verantwortung und Verpflichtung funkti onieren zu können Das zeigt sich besonders an den schwächsten Gliedern einer Gesellschaft den Kindern Wieviel bindungslose Sexualität in einer Familie ertragen Kinder ohne massive Störungen davon zutragen Neben stabilen Paarbindungen als Grundlage von Familie hat es zu allen Zeiten und in vielen Kulturen auch die beiden Extrempole starre Abhängigkeit oder bindungslose Sexualität wie z B Prostitution gegeben und es wird sie immer geben Die Frage ist also nicht ob diese oder jene Form bindungsloser Sexualität vorkommt sondern welches Maß an verantwortungslo ser Sexualität unsere Gesellschaft noch verträgt ohne den sozialen Zusammenhalt und Welches Maß an verantwortungsloser Sexualität verträgt unsere Gesellschaft ohne den sozialen Zusammenhalt und gegenseitige Verantwortung zu gefährden return Fachstelle Mediensucht18


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