Alexandra Schaller in: Lippische Landes-Zeitung 18.02.2016LZ Logo

Eltern sollten Verständnis entwickeln und Grenzen setzen

DETMOLD. Das Internet ist unser ständiger Begleiter. Wann die Nutzung problematisch wird und wie Eltern den Konsum ihrer Kinder besser einschätzen können, darüber haben Erzieher und Jugendreferent Dietrich Riesen und Sozialarbeiter Lucas Döbel von der Fachstelle Mediensucht „return” aus Hannover im Stadtgymnasium referiert. Die rund 50 Zuhörer erhielten Einblick in die Themenbereiche Medien, Computerspiele und Internetpornografie.

Jugendliche nicht einfach aus ihrer Welt herausreißen: Mediennutzung stelle für Jugendliche eine eigene Welt dar, in der sie Fragen wie „Gehöre ich dazu? Wo gehöre ich hin?” beantwortet bekämen. Eltern müssten sich dessen bewusst werden und abschätzen lernen, ob ihre Kinder auch in anderen Bereichen, etwa über Hobbys, Antworten auf diese Frage suchen. Sei dies nicht der Fall, könne der Medienkonsum problematisch werden, so Döbel.

Reife des eigenen Kindes individuell einschätzen: Vor allem bei Computer- und Onlinespielen übersteige die Verfügbarkeit der Medien oftmals die psychosoziale Reife des Kindes. Es werde zu viel Zeit an Handy und PC verbracht, wobei viele Inhalte frei zugänglich seien. Die Verfügbarkeit der Medien müsse daher stets an die jeweilige Entwicklung des Kindes angepasst werden, sagte der Sozialarbeiter.

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Verstehen, was im Gehirn der Jugendlichen abläuft: Vereinfacht dargestellt, sei das Gehirn in Kontroll- und Partyzone eingeteilt. Beim Spielen von PC- Spielen werde die Partyzone immer wieder aufs Neue angeregt und das Belohnungssystem aktiviert. Geschehe dies dauerhaft zu häufig, könne Abhängigkeit entstehen, so Döbel. Dabei gelte es aber, zwischen einer jugendlichen Phase und Sucht zu unterscheiden.

Sexualität thematisieren: „Internetpornografie ist ein Tabuthema”, weiß Jugendreferent Dietrich Riesen.Dennoch erfolge Aufklärung zum größten Teil über das Internet, denn dort herrsche Anonymität, es sei kostenlos, und das Alter spiele letztlich keine Rolle. Nehme der Konsum in jungen Jahren überhand, könnten laut Riesen Beziehungsstörungen, Sucht und Gewaltbereitschaft Spätfolgen sein.

Beziehungsorientiert denken: Eltern sollten sich die Frage stellen: Was gefährdet die Beziehung zwischen mir und meinem Kind? Den Stecker des PCs zu ziehen, sei kontraproduktiv, erklärte Riesen. Auch sei eine fragende Haltung besser als eine moralisierende, bei der man das Verhalten des Jugendlichen schlichtweg abwerte. Letztlich müssten die Eltern ihren individuellen Weg für sich und ihr Kind finden, um einen adäquaten Umgang mit digitalen Medien zu gewährleisten.

http://www.lz.de/lippe/detmold/20712085_Mitglieder-der-Fachstelle-return-geben-Tipps-zum-Medienkonsum.html